Das Highlight des WRO-Jahres ist natürlich immer das Weltfinale im November. Es fand dieses Jahr in Panama statt. Kurz vor der Abreise kam jedoch plötzlich Hektik auf, da Ende Oktober unvermittelt von massiven Unruhen im Land berichtet wurde. Erst nach mehrtägigen Recherchen und verschiedenen Anläufen gelang es uns, verlässliche Einschätzungen zur Lage vor Ort zu erhalten, die Reise mit gutem Gewissen in Angriff nehmen zu können.
So traf sich dann die rund 30-köpfige Delegation mit sechs Teams und drei Schiedsrichter*innen voller Vorfreude am Samstag, 4. November, am Flughafen Zürich. Den ersten Dämpfer aber gab es schon kurze Zeit später, als klar wurde, dass wir wegen einer wetterbedingten Pistensperre erst mit einer guten Stunde Verspätung würden abfliegen können und damit die Gefahr bestand, dass wir in Paris unseren Anschlussflug nach Panama verpassen würden. Doch dank einer von Air France perfekt organisierten Eskorte von Gate zu Gate samt Terminalwechsel und einer leichten Verspätung des Anschlussfluges funktionierte dann doch alles. Und auch bei der Ankunft in Panama City wurden wir sofort in Empfang genommen – diesmal von WRO-Helfenden – und durch Passkontrolle, Gepäckausgabe und Zoll bis zum Bus und ins Hotel begleitet.
Weil es nicht die ganze Woche nur um Robotik gehen sollte, hatten wir für die nächsten zwei Tage ein Ausflugsprogramm vorbereitet, um einige Highlights von Stadt und Gastgeberland zu erkunden. Wir starteten mit einem Rundgang durch die engen Gassen der Altstadt von Panama City aus der Kolonialzeit inklusive einer Degustation von panamaischer Schokolade und Erläuterungen zu den bekannten Panamahüten. Wer wollte, konnte auch ein typisches «Raspao» (geriebenes Eis mit Kondensmilch und Sirup) geniessen. Dann ging es weiter zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit des Landes, dem Panamakanal. Wir konnten bei den Miraflores-Schleusen die Durchfahrt eines riesigen Frachtschiffes beobachten und anhand eines Films viel interessantes zu Geschichte und Ausbau des Kanals lernen.
Am Folgetag stand ein Ausflug zum indigenen Dorf «Embera Quera» auf dem Programm. Nach einer rund einstündigen Busfahrt in Richtung Colon wurden wir an einer Anlegestelle am Gatun-Fluss von indigenen Männern abgeholt und mit Holzbooten, den sogenannten Pirogen, in einer wunderschönen Fahrt durch eine üppige Vegetation zu ihrem Dorf gebracht. Dort wurden wir von den Frauen des Dorfes und dem Häuptling empfangen. Er erklärte uns die Kultur und Geschichte der aktuell aus 16 Familien bestehenden Gruppe und beantwortete ausführlich unsere Fragen. Es folgte ein kurzer Spaziergang mit dem Botaniker des Dorfes, der uns zahlreiche Heilpflanzen zeigte und über ihren Wirkungen auf die Gesundheit berichtete. Zum Mittagessen gab es eine von den Frauen in traditioneller Art zubereitete und auf Bananenblättern servierte Kombination aus Tilapia (frittiertem Fisch), Kochbananen und tropischen Früchten. Wer wollte, konnte sich ausserdem von den jungen Männern und Frauen des Dorfes nach ihrer Tradition «tätowieren» lassen, d.h. mit Naturfarbe wurden Hibiskusblüten oder grafische Muster auf die Haut gezaubert. Anschliessend konnten wir noch eine Vorführung von traditionellen Tänzen und Musik geniessen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen mussten.
Am Dienstag ging dann mit dem Trainingstag der eigentliche Wettbewerb los. Um den Strassenblockaden auszuweichen, mussten wir früher als geplant aufstehen, und die Busse wurden auf dem Weg zum Kongresszentrum von Polizeieskorten begleitet. Sicher angekommen, hatten alle Teams dann einige Stunden Trainingszeit, um sich auf die Wettbewerbsbedingungen einzustellen, ihre Roboter vor Ort zu testen und letzte Optimierungen vorzunehmen. Am Abend fand die grosse Eröffnungsfeier mit verschiedenen Darbietungen und der Vorstellung aller teilnehmenden Länder statt.
Am Mittwoch und Donnerstag ging es dann tatsächlich um Punkte und Sekunden. Rund 1200 Kinder und Jugendliche aus 77 Ländern massen sich in den vier Wettbewerbskategorien. Wie am Schweizer Finale bestand der erste Teil des Wettbewerbes aus den bekannten Saisonaufgaben, während im zweiten Teil unter innert kurzer Zeit neue Herausforderungen gelöst werden mussten. Aufgrund der guten Resultate an beiden Tagen durften sich speziell die Senior-Teams reale Hoffnungen auf eine Spitzenplatzierung machen, aber die Überraschung und Freude war natürlich riesengross, als bei der Rangverkündigung klar war, dass es dem Team «Robolution» sogar für den ersten Platz und damit den Weltmeistertitel gereicht hatte.
Die guten Platzierungen der anderen Teams:
Senior: 5. Platz für Flawil Beavers (Philipp Kündig und Damian Hardegger)
Junior: 24. Platz für Balda7strich3 (Svenja und Simon Felber), 36. Platz für RoboMatik New Generation (Daniels Freimanis und Sebastian Eger)
Elementary: 15. Platz für robo-sapiens (Elias Looser und Leandra Koch), 53. Platz für JuRoBo11 (Juno Baumgartner und Ronja Eugster)
Zur tollen Stimmung beigetragen haben aber nicht nur die Resultate, sondern auch die gute Ambiance unter den Teams – sowohl innerhalb der Schweizer Delegation wie auch international. Teams aus unterschiedlichen Ländern haben sich bei Schwierigkeiten gegenseitig unterstützt und an der «Friendship Party» im Neonlicht zusammen getanzt, gespielt und Geschenke ausgetauscht.
Am Freitag hatten wir dann Gelegenheit, uns bei sportlichen Aktivitäten im Freien von den angespannten Wettbewerbstagen im Kongresszentrum zu erholen. Am Vormittag stand eine kurze Wanderung im Metropolitan National Park auf dem Programm, auf welcher wir viel über Flora und Fauna lernen und verschiedene Tiere beobachten konnten. Und wer immer noch überschüssige Energie hatte, konnte diese bei der nachmittäglichen Velo-Ausfahrt auf dem Amador Causeway loswerden. Schliesslich durften wir am Abend bei einem feinen Nachtessen in der Altstadt die guten Ergebnisse und die gelungene Reise feiern, bevor es am Samstag wieder zurück in die Schweiz ging.