Future Innovators ist in der Schweiz noch eine junge Kategorie. Das führt bei manchen Teams und Coaches zu der Frage: Was ist ein wirklich gutes Projekt, das Chancen auf Erfolg hat?
Die folgenden Tipps können euch helfen, ein geeignetes Thema auszuwählen. Sie sollen euch nicht einschüchtern, sondern dabei helfen, eure Idee auf Erfolgspotenzial zu überprüfen.
Dieses Video vom WRO-Weltfinale 2022 in Deutschland kann euch ein paar Ideen für grossartige Projekte geben. Lasst euch aber von der Grösse dieser Projekte nicht einschüchtern. Auch die in diesem Film gezeigten Teams haben mal mit einem einfachen Robotik-Set angefangen!
Tipp 1: Macht etwas, das euch am Herzen liegt!
Ihr werdet euch mehrere Monate mit eurem Projekt beschäftigen. Manche Teams verbringen insbesondere in den letzten Wochen auch einen Teil ihrer Freizeit damit, selbst wenn es als Schulprojekt gestartet hat. Wenn ihr keinen Spass an dem Projekt habt, ist das eine sehr lange Zeit! Da ist es hilfreich, wenn ihr ein Projektthema wählt, das euch in irgendeiner Form selbst wichtig ist. Wenn ihr selbst eine Vorstellung davon habt, wie dieses Projekt für euch selbst oder für Menschen, die euch am Herzen liegen, hilfreich sein könnte, ist das eine grosse Motivation, so lange dranzubleiben. Oder wenn der Roboter bei einem gesellschaftlichen oder ökologischen Problem hilft, für das ihr euch auch sonst interessiert, ist es leichter, gute Ideen zu entwickeln.
Tipp 2: Nehmt euch Zeit bei der Themenfindung!
Alle Themen, die euch in den ersten 10 Minuten einfallen, sind wahrscheinlich auch allen anderen Teams auf der Welt als erstes in den Sinn gekommen. Das bedeutet: Wenn ihr ein solches Thema wählt, habt sehr viel Konkurrenz von anderen Teams, die das Gleiche zeigen. In dem Fall müsst ihr alle Kriterien des Wettbewerbs extrem super gut erfüllen, um eine Chance zu haben. Das ist sehr schwierig. Besser ist es, etwas mehr Zeit darauf zu verwenden, euer Projekt zu suchen. Ein Coach aus Deutschland, dessen Teams sich seit Jahren für das Deutschlandfinale und internationale Wettbewerbe qualifizieren, hat folgendes geraten:
«Wenn ich mit meiner Robotik-Klasse in die WRO-Saison starte, machen wir ein Brainstorming. Die Schülerinnen und Schüler haben 15 Minuten Zeit, um alles aufzuschreiben, was ihnen zum Jahresthema einfällt. Das wird an der Tafel gesammelt und zur Kenntnis genommen. Doch dann werden alle diese Ideen verworfen. Denn genau das sind die Allerweltthemen, die allen anderen auch einfallen. Wir machen dann für den Rest der Lektion und als Hausaufgabe zur nächsten Woche ein zweites Brainstorming, und die Ideen, die in der Zeit wachsen, sind viel besser.»
Tipp 3: Bleibt nahe an der Themenstellung!
Die Aufgabenstellung für Future Innovators ist immer sehr weit gefasst. Im Jahr 2022 war das Motto «My Robot – My Friend». Dazu konnte man laut Aufgabenstellung einen Roboter oder eine Robotik-Lösung entwickeln, der für eine der drei Tätigkeiten geeignet ist:
- Mithilfe im Haushalt
- Bergung und Rettung
- Mithilfe in der (Kranken-)Pflege
In allen drei Bereichen kommen Roboter bereits zum Einsatz. Und alle drei Bereiche sind breit genug, dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass man ein wirklich eigenes Projekt hat, das nicht allzu viele andere Teams auch haben (wenn man Tipp 1 beachtet). So würden ein Staubsauger-Roboter, ein Wäsche-Bügel-Roboter, ein Blumen-Giess-Roboter und ein Spülmaschine-Ausräum-Roboter alle die Aufgabe erfüllen. Ein Roboter, der beim Lego-Spielen für die Kinder die richtigen Teile aus der Kiste sucht, wäre dagegen zwar sicher ein toller Freund, aber er hilft nicht wirklich im Haushalt mit. Daher würde dieser Roboter weniger Punkte bekommen, da die Aufgabe nicht gut erfüllt ist (auch wenn es ansonsten ein tolles Projekt ist).
Tipp 4: Seid innovativ!
Wenn ihr ein Projekt nehmt, bei dem ihr damit rechnen müsst, dass viele andere Teams etwas ähnliches haben, dann überlegt euch: Was können wir bei unserem Projekt machen, das wirklich speziell ist? Beim Beispiel des Haushaltsroboters gab es viele Projekte, die eine ähnliche Grundidee hatten wir ein Roomba. Der Boden wird mit einem Roboter gereinigt. Das wurde von den Teams unterschiedlich gut umgesetzt, aber im Grunde waren die meisten dieser Projekte langweilig, da sie nichts Neues enthalten haben. Wenn euer Staubsauger-Roboter jetzt aber nicht nur den Dreck vom Boden entfernen würde, sondern gleichzeitig z.B. Münzen als «Das ist kein Abfall» identifizieren könnte, dann hätte er gegenüber dem normalen Roomba einen deutlichen innovativen Mehrwert.
Tipp 5: Think big but be real!
Ihr dürft bei euren Projekten grossartige Ideen haben. Warum soll euer Roboter-Freund eurem Haustier nur auf Knopfdruck Futter geben? Fütterungsautomaten gibt es bereits in allen Grössen. Überlegt euch doch, ob der Roboter, der euch mit eurem Haustier hilft, vielleicht auch mit ihm Spielen könnte? Oder das Katzenklo reinigen könnte? Wäre eurer Roboter in der Lage, euch während kurzen Ferien zu vertreten, so dass ihr keinen Haustiersitter anstellen müsst?
Denkt dabei aber auch immer an zwei Punkte:
- Ihr müsst einen funktionierenden Prototypen bauen, den ihr beim Wettbewerb präsentieren könnt. Der soll all das zeigen, was ihr euch vorgenommen habt. Je mehr oder je kompliziertere Funktionen ihr habt, desto aufwändiger wird es mit dem Material und der Programmierung. Überlegt euch, was ihr realistisch in der euch zur Verfügung stehenden Zeit und mit dem Material (oder Budget), das ihr habt, umsetzen könnt. Ein Roboter, der nicht hält, was das Team verspricht, hat keine Chance auf eine gute Platzierung!
- Ihr müsst eine Vorstellung von der Realisierung eures Projekts in der wirklichen Welt haben. Das bedeutet: Ist es möglich, einen Roboter zu bauen, der mit dem Hund gassi geht, der stark genug ist, dass der Hund ihn nicht einfach umreissen und mit sich ziehen kann, wenn er wegrennen will, der aber auch schnell genug ist, dass er dem Hund wirkliche Bewegung ermöglicht? Nebenbei sollte er natürlich auch in der Lage sein, den Hundehaufen aufzuheben und korrekt zu entsorgen, und verhindern, dass der Hund sein Geschäft ausgerechnet in Nachbars Erdbeerbeet verrichtet. Und er sollte das alles bei Wind und Wetter und Minustemperaturen machen können, ohne dass die Elektronik oder die Mechanik Schaden nehmen, und auch sicher wieder den Heimweg finden. Aus was für Material müsste ein solcher Roboter gefertigt sein? (Euer Prototyp darf aus Lego sein, aber in der wirklichen Welt würde das eher nicht verheben…) Was würde ein solches Gerät für den Endkunden kosten? Wäre er damit überhaupt marktfähig? Je älter die Teams sind, desto wichtiger sind solche Fragestellungen bei der Bewertung des Projekts.